Alle Medien überschlagen sich mit der Ankündigung, dass die Perseiden dieses Jahr, dank etwas Hilfe von Jupiter, nicht nur das beste Feuerwerk des Jahres werden, sondern noch bis zu 50 % stärker als üblich. Die letzten ca. 10 Jahre habe ich statt Perseiden nur Wolken sehen können, also bin ich sehr erfreut, dass der Wetterbericht gerade für den Tag des erwarteten Maximums einen wolkenfreien Himmel verspricht.
Es folgt eine Bestandsaufnahme: Der interessanteste Himmelsquadrant ist im Garten gut sichtbar. Akku für Kamera laden, Speichermedien suchen und finden, programmierbare Kamerasteuerung heraus kramen (feststellen dass die Batterien leer sind, also austauschen), Tochter zu Bett bringen, Essen vorbereiten: Dunkel genug für Meteorsichtungen wird es sowieso erst um ca. 22:30 Uhr.
Wie angekündigt ziehen die Wolken ab 20 Uhr in Richtung Osten davon um Mitteldeutschland zu bewässern, und nach dem Abendessen gehe ich aufbauen. Da ich ein paar Stunden in recht kühlem Wetter erwarte, hole ich noch etwas Brennholz und bereite die Feuerschale vor. Bei der hier vorhandenen Lichtverschmutzung fällt ein Lagerfeuerchen auch nicht mehr ins Gewicht.
Nach ein paar Testschüssen setze ich die Kamera grob in Richtung Zenith, etwas in Richtung Perseus geneigt, und starte die Belichtungsserie. Am Feuerkorb stehend starre ich in den Himmel und sehe, nun ja, Himmel. Nach einer Weile gehe ich zur Kamera um den Fortlauf der Aufnahmen zu überprüfen und stelle fest, dass alles schön nass betaut ist. Ein Papiertaschentuch dient ab jetzt zur regelmäßigen Trocknung des Objektivs, während meine Füße stetig kälter werden.
Im Laufe von 5 Stunden zähle ich ganze 11 für mich sichtbare Sternschnuppen. Das soll das Lichterfest des Jahrzehnts sein? Ich habe in Nächten weit weg vom nächsten Meteoritenschauer mehr und heftigere Meteore beobachtet. Die meisten Feuerspuren fallen lustlos nah am Horizont herunter; zweie schweifen über den Himmel. Beide natürlich gerade zwischen den Belichtungen. Hurra.
Nachdem der Akku der Kamera gegen 3 Uhr aufgibt, gehe ich mit dem triefend nassen Equipment und eiskalten Füßen rein und dann erstmal zu Bett. Die Auswertung der Bilder am nächsten Tag ist enttäuschend. Ich hatte gehofft, die Kamera hätte vielleicht einige Perseiden erwischt, die ich selbst nicht gesehen habe. Ich zähle in der Endauswertung ca. 50 Flugzeuge, und eine kurze Leuchtspur die evtl. ein Iridium-Flare sein könnte. Ich bin noch müde, lege mich also wieder hin bevor ich weiter prüfe.
Ich prüfe dann am Abend, ob in dem Himmelssegment zur Zeit der Aufnahme ein Iridium-Satellit in der Nähe war. War er auch, aber einige Minuten früher als das Foto geschossen wurde. Vage Hoffnung keimt auf, und ich sehe mir ein paar Aufnahmen von Iridium-Flares an zum Vergleich mit meinem Foto. Es ist kein Iridium-Flare! Ich habe tatsächlich, in 5 Stunden Fotographie, einen funzeligen Meteor ins Bild bekommen.