Astroblog

PANSTARRS C/2011 L4

PANSTARRS C/2011 L4 over LübeckEs ist klares Wetter angesagt. Und es ist ein Komet am Himmel, mit mag. 0,6. Das ist ziemlich hell. Bereits vor Wochen war von Olli von der Sternwarte vorgeschlagen worden, sich im Dräger-Park aufzustellen, am Ufer der Wakenitz, um so den Kometen gegen den Hintergrund der Lübecker Altstadt zu fotographieren. Dazu kommt eine extrem schmale Mondsichel, die auch ganz gut aussieht.

Ausreichend lang vor Sonnenuntergang werfe ich also meine Kameras und Stative ins Auto und fahre hin. Nicht ganz einfach; es sind über die letzten Tage satte 80 cm Schnee gefallen. Zum Glück erwische ich einen Parkplatz in idealer Lage: direkt an der Ecke, von der aus man sowieso zu Fuß gehen muss. Ein paar Kollegen von der Sternwarte sind schon da und haben aufgebaut. Ich hole mein Tischchen und klopfe damit eine Schneefläche platt, kompaktiere das durch ein paar Sprünge, und baue meine Kameras auf.

Picture of an extremely young moonEin paar Passanten staunen über den wachsenden Wald von Kameras und fragen, ob wir den Sonnenuntergang aufnehmen. Sie werden mit gemeinsamen Kräften aufgeklärt welch seltenen Anblick wir hier verfolgen. Die Sonne verabschiedet sich also gegen 18:10 Uhr hinter dem Kirchturm, und das Gesuche nach dem Mond geht los; der ist nämlich am Himmel sehr nah an der Stelle wo der Komet erscheinen soll. Jupiter blinkt durch, die ersten Sterne kommen, Olli sagt zum vielten Mal „es kann sich nur noch um Minuten handeln“. Nach 60 dieser Minuten wird dann tatsächlich der Mond gefunden; ich muss mir eine Wegbeschreibung geben lassen, finde ihn dann aber doch durch den Sucher der Kamera mit dem 300mm-Objektiv. Vom Kometen aber immer noch keine Spur.

PANSTARRS C/2011 L4 over LübeckDas soll noch eine Viertelstunde anhalten, bis dann die ersten einen kleinen Lichtpunkt gegen das Restlicht des Sonnenuntergangs auf den Bildschirmen ihrer Kameras haben. Mit etwas Glück habe ich dann auch einen brauchbaren Bildausschnitt; durch den Sucher der Kamerakann ich schlicht überhaupt nichts erkennen. Die „kleine“ Kamera leidet darunter, dass das dazu gehörige alte Normalbereichs-Objektiv seinen Geist endgültig aufgibt; nachdem der Akku der Minolta dann auch knapp wird, packe ich sie ein. Ist eben nicht frostsicher. Ich halte weiter mit verschiedenen Blenden- und Belichtungseinstellungen auf die Stelle, wo der Komet sein muss (ein Blick auf den Bildschirm nach einem Schuss bestätigt dass ich ihn erwischt habe). Am gegenüber liegenden Ufer schaltet irgend jemand einen FLAK-Scheinwerfer ein, der direkt auf uns gerichtet zu sein scheint. Hervorragend; bei den Sichtverhältnissen ist das so richtig hilfreich. Oder eher eben nicht. Nach ca. 20 Minuten geht das Ding endlich wieder aus, aber nicht ohne vorher diverse Fotos des Kometen durch Lichtreflexe zu versauen.

Als C/2011 L4 sich langsam hinter die Gebäude der Altstadt-Insel versenkt, packe ich langsam ein, verabschiede mich (ich bin einer der Ersten gewesen, die da waren und einer der Letzten die gehen…) und fahre nach Hause, um die Qualitäten der Fotos in Augenschein zu nehmen. Ein Blick auf die Wettervorhersage verheißt gutes Wetter für Freitag. Ich hoffe, dass das so stimmt: Wenn ja, werde ich das große Teleskop einsetzen um den Kometen etwas größer ins Bild zu setzen.