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AFT – Samstag und Sonntag

SustenanceKurz nach 8 Uhr werde ich geweckt von den Geräuschen meiner Nachbarn aus Itzehoe; die müssen zurück nach Hause weil sie heute arbeiten müssen. Aber zum Frühstückwird dort noch einmal gegrillt. Ich schließe mich an mit den Überresten vom Vortag; Käsewürstchen und Grillfackeln mit etwas Fladenbrot. Eine Tasse Kaffee erlaubt es mir einen Rundgang durch die zumeist noch schlafende Veranstaltungslandschaft zu machen. Ollie ist wieder oder noch wach und aktiv. Ich beneide sein Durchhaltevermögen. Der Wind hat sich weitestgehend gelegt; ich starte meine Montierung und schaue in die Sonne; die Flecken von Gestern sind schon fast von der Scheibe gewandert, aber noch gut sichtbar. Kurz vor 11 Uhr entscheide ich, dass ich noch nicht genügend Schlaf gesammelt habe und lege mich wieder hin.

Kurz vor 16 Uhr halte ich es nicht mehr aus und stehe wieder auf, tue, was ein Mann eben tun muss und schaue noch einmal in unser Zentralgestirn. Nach einer Weile meldet sich mein Magen mit einem deutlichen Knurren; nachdem ich am Vortag bereits mit geringem Erfolg versucht habe, einem Instant-Grill eine Mahlzeit abzuringen, versuche ich es bei weit geringerem Windaufkommen noch einmal. Diesmal zünde ich das Ding in meinem Vorzelt an, damit es wenigstens einigermaßen gleichmäßig durchglimmt. Meine restlichen Nürnberger und ein Nackensteak gehen auf das Rost; die Würstchen werden einigermaßen, das Nackensteak ist nach dem Verglimmen der letzten Kohlen gerade mal so eben gar. Ich habe keine hohen Ansprüche, nur starken Hunger, also wird gegessen. Ein Hoch auf Crazy Curry Sauce. Damit geht alles. Aber nächstes Mal kommt ein vernünftiger Grill mit.

SunsetEine kurze Inspektion des Zelts zeigt, dass zwei der Streben ernsthaft verbogen sind. Ich hoffe, dass es dabei bleibt. Kurz vor Sonnenuntergang gehe ich wieder zu meinem Clubkameraden herüber; der bereitet sich gerade auf den Sonnenuntergang vor in der vagen Hoffnung auf einen Grünen Blitz. Kommt aber nicht. Ich schließe mich der Foto-Orgie an; nichts wirklich Großartiges kommt zustande. Aber besser als nichts.

SaturnIn der Dämmerungszeit denke ich dass man einige Objekte auch bei Tageslicht beobachten könne. Also setze ich meine Montierung auf Saturn an. Ergebnis ist klarer Himmel. Ich sehe die Einstellungen der Montierung nach: Das Ding ist geistig noch bei Gestern. Die Angabe von richtigem Datum und Uhrzeit und ein neuer Anlauf auf Saturn führen zum Erfolg. Ein irrwitzig klares Bild des Herrn der Ringe. Aus lauter Begeisterung rufe ich es hinaus; niemand fühlt sich angesprochen. Ich selbst montiere die Webcam und nehme mehrere Serien auf; die letzte davon ist sogar halbwegs scharf. Die Auswertung, mehrere Tage später ergibt eine durchaus brauchbare Abbildung, wenn auch mit großem Optimierungspotenzial.

M92Nachdem die Nacht eine astronomische Dunkelheit (also kein Restlicht vom Sonnenuntergang) erreicht hat, versuche ich noch einmal M56. Das wird aber nichts, weshalb ich wieder auf Fotographie umrüste und über Vega scharf stelle. Diesmal bin ich nicht ganz so gut. Einige Versuche ohne Ergebnis absolviert, stelle ich fest dass mein Crayford-Auszug gar nichts mehr macht, weil ich zu wenig Zug eingestellt habe. Das korrigiert, gehe ich auf M92 — einen weiteren Kugelsternhaufen und starte eine Serie von Aufnahmen von 30 Schuss à 30 Sekunden. In der Zwischenzeit ist meine Rotlichtlampe verreckt; die Batterie hat nach fast 2 Jahren ihr Ende erreicht. Ich kann von einem Clubkameraden einen 9V-Akku borgen, den ich mit einigen Schwierigkeiten einsetze nur um festzustellen, dass er genau so leer ist wie meine Batterie. Ab in die Herberge, weil das Ganze ca. 1 Stunde dauert. Nach dieser Serie setze ich um auf M102, eine Galaxie, und gehe wieder hinauf in die Herberge; die Ergebnisse sehe ich sowieso frühestens einen Tag später. Für einen ersten Versuch nicht schlecht im Ergebnis. Weniger verwackelt wäre natürlich schöner.

Nach fast einer Stunde kehre ich zurück um zu sehen, ob noch etwas zu sehen sei. Ist es nicht; die Korrektorscheibe ist komplett mit Tau zugesetzt — nach dem heftigen Wind am Freitag hatte ich aus Angst um die Montierung die Tauschutzkappe weggelassen. Es ist auch schon früh. Ich setze den Deckel auf den Tubus und verkrieche mich in meinem Schlafsack.

TransportationAm Sonntag erwache ich gegen 11 Uhr; ich besorge mir eine Tasse Kaffee zum Aufwachen und fange langsam an, meinen Kram zusammen zu packen. Ich verheize einen weiteren Instant-Grill, wasche ab und sortiere meinen Müll. Beim Abbauen des Zelts stelle ich fest, dass eine Strebe nicht nur verbogen, sondern geborsten ist und mehrere Risse in der Außenhülle sind. Nun ja. Friede seiner Asche. Ich biete einem Kollegen der das gleiche Modell hat an, Ersatzteile von meinem Zelt mit zu nehmen; er nimmt eine der heilen Streben mit und hilft mir beim Abbauen. Das restliche Gestänge ist Recyclingmaterial; Glasfasern, Kunststoff und Alu, also platziere ich es beim Müllentsorgen neben dem gelben Sack in der Herberge. Dafür werde ich angemault, dass ich doch Sperrmüll bitte mitnehmen solle — ich habe keinen Bock auf Diskussion und nehme die Stangen mit, um sie zu Hause in den gelben Sack zu stecken. Die Reste der Zeltplane nehme ich mit in der Hoffnung, dass meine Mutter mir einen Überwurf für das Teleskop daraus nähen könne. Ich sehe mich noch einmal um, um sicher zu gehen, dass ich nichts vergessen habe, suche nach Leuten, von denen ich mich verabschieden kann (keine gefunden), und steige in mein neues Auto, um mich nach Hause zu begeben.