Aufbruch zum Aschberg Frühjahrs Teleskoptreffen nach einigen Erledigungen am Vormittag. Mein neues Auto macht es möglich, dass ich die aktuelle Ausstattung tatsächlich transportieren kann, mit meinem alten Daihatsu Cuore wäre es nicht mehr möglich. Einzupacken: Teleskop mit Zubehör, Zelt, Campingausstattung für drei Tage, viel warme Kleidung, Fotoausstattung. Geht alles, ohne zu stapeln. So ein Dacia ist schon nicht verkehrt.
Nach nur einem kurzen Stau komme ich auf dem Aschberg an, ca. 16:30 Uhr. Anders als in den vorherigen Jahren ist der Sportplatz schon recht gut belegt, aber die Stelle die ich mir vorgenommen hatte — nahe der Jugendherberge und da, wo der Strom ist, ist noch ausreichend frei. Ich parke so ein, dass zwischen meinem Auto und dem Nächsten genug Platz für mein Zelt ist. Zelt aufbauen ist nicht ganz einfach; es ist starker und sehr böiger Wind. Als ich die Stangen durch das Zelt gezogen habe, hebe ich kurzfristig mitsamt dem Zelt ab und muss fast eine Minute ernsthaft kämpfen, um Lackschäden an den umliegenden Autos zu verhindern. Dann kann ich das Zelt endlich am Boden verzurren, nicht ohne erhebliche Gegenwehr durch den Wind. Immerhin, der Himmel ist klar.
Danach Aufbau des Teleskops. Die Hecktüren meines Autos werden mir mehrfach vom Wind zugeschlagen. Eingenordet wird nach Kompass, der auf dem Stativ liegt. Als der Apparat endlich steht, gehe ich mich anmelden und meine Gebühren zahlen, und frage nach Klebeband, damit mir nicht der Sonnenfilter vom Tubus geblasen wird. Bekomme ich, klebe den Filter am Tubus fest, und bekomme die Erklärung, warum die letzten Male, die ich die Montierung benutzt habe, alles nur halbwegs eingenordet war: Die Montierung hatte sich aus irgendwelchen Gründen die Koordinaten des Aschbergs eingespeichert; als ich die Koordinaten eingeben wollte, waren die Daten für diesen Ort schon richtig. Wohl weil der Aschberg fast auf derselben Breite ist wie Lübeck; daher habe ich beim Aufstellen meistens nach der Breite, die richtig erschien, einfach die Länge übergangen. Geistige Notiz: In Zukunft, alle Koordinaten bis in die letzte Stelle überprüfen! Datum, Uhrzeit dazu, dann eingenordet nach der Sonne — vorher noch am Zenithspiegel IR/UV-Sperrfilter, H-beta und Dämpfungsfilter angeschraubt. Mit etwas Mühe dann auch die Montierung halbwegs eingenordet, auf Sonne ausgerichtet und einen Blick hindurch geworfen: Sonnenflecken! Und mit dem H-beta die Granulation der Sonnenoberfläche astrein zu sehen.
Zeit, mal eine Runde zu drehen um zu sehen, wer und was so alles schon da ist. Viele alte Bekannte von den vorherigen Treffen, aber auch erfreulich viele Neulinge sowohl an Gerät als auch Gästen. Anders als die beiden vorherigen Male traue ich mich diesmal, auch Leute anzusprechen und erfahre viele interessante Dinge rund um Teleskope, Montierungen und Fotographie. Zurück zum eigenen Gerät; meine Zeltnachbarn, die während meines Aufbaus unterwegs waren, sind wieder da, man unterhält sich. Bilanz des Rundgangs: Die üblichen Verdächtigen sind da; diverse Dänen, ansonsten meist Norddeutschland. Bremen, Bremerhaven, Emden, Ostfriesland, Lübeck, Itzehoe, Hamburg… unterdessen trudelt ein Fiat-Transporter neben mir ein, mit drei Insassen aus dem Umland von Itzehoe. Die sind zum ersten Mal hier, und die ersten Worte die ich aus der Richtung höre sind „Scheiße, mussten wir uns ausgerechnet neben dem Dicken hier aufstellen.“ Das bezieht sich auf mein C11; die Truppe hat ein C8 dabei, was für sich schon ein beeindruckendes Teleskop ist. Nur wenn es dann direkt neben dem großen Bruder steht ist der Eindruck natürlich etwas gedämpft. Nach angeregter Unterhaltung mache ich mich auf, das Schlachtfeld zu fotographieren.
Zurück am Standort versuche ich zum ersten Mal überhaupt, das Foto-Setup der neuen Optik anzuwenden. In Folge: C11 Schmidt-Cassegrain mit TS Crayford-Auszug mit Untersetzung, dann Komakorrektor/Field Reducer/Field Flattener speziell hierfür gedacht (also C11, taugt für nichts anderes), dann die Hülse eines Off-Axis-Guiders; da ich das Fangprisma dieses Apparats nicht festsetzen kann (die dafür nötige Imbusschraube hat ein so winziges Format, dass ich bisher schlicht nichts gefunden habe, womit ich die Schraube anziehen könnte) lasse ich den Off-Axis-Teil einfach aus und nehme Nebenlicht durch die Öffnung in Kauf. Die Sonne kann man so durchaus fotographieren; die Qualität der Ergebnisse kann natürlich nicht mit einem PST mithalten, aber immerhin kann man hier und dort Details erkennen. Zuschauer kommen und gehen, ebenso ernsthaft Interessierte; es findet viel Ideenaustausch statt. Es entstehen ein paar Aufnahmen.
Der Standort ist auch ein beliebtes Ausflugsziel; hin und wieder wandert ein verwirrter Wanderer vorbei und fragt, was denn da auf dem ehemaligen Sportplatz so passiere. Die Leute versuche ich immer zu überreden, mal eine Runde um den Sportplatz zu drehen und möglichst viele Leute anzusprechen. Klappt auch oft genug. Der Wind allerdings bleibt heftig und verbiegt und rüttelt mein Zelt und mein Teleskop. Am anderen Ende des Platzes ist der Vorsitzende des ASL eingetroffen und baut auf. Ich gehe rüber und unterhalte mich kurz. Mittlerweile wird es deutlich kälter, und im Laufe des Abends erhöht sich die Anzahl meiner Textilschichten von zwei auf fünf. Außerdem steige ich auf Winterstiefel um.
Bei Einbruch der Dunkelheit norde ich endlich ein, mit zunächst drei Sternen zur Kalibrierung. Dann will ich auf Saturn schwenken und bin so etwas von daneben… also von vorne, Koordinaten. Stimmen. Datum und Uhrzeit… nicht ganz korrekt. Nur fast einen Monat daneben. Neu eingegeben, dann passt alles. Ich versuche, Saturn per Webcam aufzunehmen. Aufgrund der Brennweite und des starken Winds habe ich nicht die geringste Chance, ein scharfes Bild einzustellen. Also versuche ich es mit der Alpha900. Das ist aber genau so hoffnungslos. Ich bleibe noch etwas bei Saturn, einige andere schauen auch durch meinen Tubus.
Ich gehe kurz vor Mitternacht wieder zum Clubkameraden; der fotographiert gerade Sternfelder. Ich bin gerade am Gehen, da kommt der Ruf: „Nordlichter!“ Ich renne, um meine Kamera zu holen, aber als ich wieder zurück bin, ist das Feuerwerk schon wieder vorbei. Der Bogen bleibt noch eine Weile, und ich kann ihn fotographieren. Kein spektakulärer Anblick, aber immerhin meine erste Aufnahme einer Aurora, und mit dem Bonus einer im Bild angedeuteten Milchstraße. Das Seeing ist praktisch perfekt in dieser Nacht.
Zurück bei meinem optischen Mülleimer schwenke ich zunächst auf M57, den Ringnebel. Der ist optisch schon schön sichtbar. Dann gehe ich auf Vega, um zum ersten Mal meine Bahtinov-Maske einzusetzen. Ich stelle durch den Sucher meiner Kamera scharf, lege die Maske in die Öffnung des Teleskops, und belichte für 8 Sekunden. Und ärgere mich über das Ergebnis; ich hatte bereits optisch perfekt scharf gestellt. Also setze ich wieder um auf M57 und versuche, ein paar lange Belichtungen hin zu bekommen. Nach vier Versuchen sehe ich ein, dass es bei diesem Wind illusorisch ist, auf eine gelungene, nicht verrissene Belichtung von 2 Minuten zu hoffen. Ich setze die Automatik auf 30 Schuss à 30 Sekunden und lasse die Kamera arbeiten. Ein Bisschen stehe ich dabei und schaue in den Himmel; einige Sternschnuppen sind zu sehen und ein Bolide, dann gehe ich rüber in die Jugendherberge und setze mich an den Tisch, um mich aufzuwärmen und etwas auszuruhen. Nach einer Stunde gehe ich wieder hinaus und wende dasselbe Verfahren auf M56 an, einen Kugelsternhaufen. Die Auswertung der Bilder muss warten, bis ich wieder zu Hause bin. Es wird sich herausstellen, dass der Ringnebel zumindest erkennbar ist, wenn auch nicht gerade spektakulär, und M56 komplett unbrauchbar weil nicht eine einzige Aufnahme unverwackelt, trotz abnehmenden Winds.
Mittlerweile geht es auf Sonnenaufgang zu, der Nordosthimmel wird schon deutlich hell. Ich trinke noch ein Bier, packe weg, was weg zu packen ist, setze meine Montierung in Grundstellung (dann brauche ich morgen nicht neu einzunorden…) und suche mein Zelt auf.